rezension

Orange is the new black

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie es in einem amerikanischen Frauengefängnis wirklich einhergeht? Genau diese Frage ersucht die amerikanische Netflix-Serie Orange is the new black von Jenji Kohan zu beantworten und scheitert dabei kläglich. Denn ausser der Bestätigung, dass man das eigene zu Hause dem Gefängnis vorzieht, bleibt die Frage unbeantwortet.

Die Serie Orange is the new Black handelt von einem Frauengefängnis im Bundesstaat New York. Die Hauptfigur Piper Chapman ist eine erfolgreiche Unternehmerin, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Chapman, wie sie im Gefängnis nur noch genannt wird, war mit einer Drogenhändlerin liiert, welche sie in ihre kriminellen Machenschaften verwickelte. Dafür wird sie nun zur Rechenschaft gezogen und zu 15 Monaten Haft verurteilt. Dabei wird schnell klar, dass die freundliche Piper so gar nicht in das Gefängnis passt.

 

Bei der Erzählung lassen die Produzenten der Netflix-Serie kein Klischee aus. Wird anfangs noch die Richtung einer gesellschaftskritischen Serie angedeutet, so entpuppt sich die Serie schnell als eine oberflächliche Unterhaltungssendung. Angefangen bei dem ruppigen Gefängnispersonal, welches die Innsassen demütigt, über den stereotypischen Gefängniswärter, der die Frauen als reine Sexobjekte betrachtet, wird jedes erdenkliche Klischee eines Gefängniswärters präsentiert. Was mit einem rauen Umgangston beginnt, artet rasch in sexuellen Missbrauch aus. Auch die Insassen selber könnten klischeebehafteter kaum sein. Die Frauen sind, entsprechend stereotypischer Männerfantasien, grösstenteils lesbisch und lassen ihren sexuellen Trieben freien Lauf. Ob in der Dusche oder beim Anstehen an der Essensausgabe, dem Zuschauer werden keine intimen Handlungen vorenthalten. 

 

Was die Nationalitäten und die Herkunft der Sträflinge angeht, setzt Netflix ebenfalls auf reine Klischees. Der Grossteil der Kriminellen sind dunkelhäutig oder ausländischer Herkunft, was durchaus als diskriminierend wahrgenommen werden kann. Lediglich die Hauptfigur ist eine «weisse» Amerikanerin und hebt sich vor allem durch ihre blonden Haare von den anderen Häftlingen ab. Auch was die Sprache anbelangt, beschränken sich die Konversationen zumeist auf den Schlagabtausch von Schimpfwörtern. So begeht die Hauptperson Chapman die «Sünde» anfangs die Begriffe «Danke» und «Bitte» in den Mund zu nehmen. 

 

In einem typischen Gefängnis darf der inoffizielle «Boss» unter den Insassen natürlich auch nicht fehlen. In Orange is the new black wird diese Rolle von der Russin, mit dem wenig russischen Namen, Red übernommen. Wer sich mit ihr anlegt, wird es nicht leicht haben in der Anstalt, denn, wie sollte es auch anders sein, sie hat nicht nur unter den Insassen überall ihre hörigen Dienerinnen, selbst der Aufseher des Gefängnisses tanzt nach ihrer Feder. 

 

Orange is the new black ist eine plumpe Kombination stereotypischer Vorstellungen eines Frauengefängnisses. Dabei setzt die Produktion auf veraltete Klischees und einer romantisierenden Darstellung des Gefängnisalltags. Die Figuren bleiben für den Zuschauer grösstenteils unnahbar und der Zuschauer tut sich schwer eine Bindung zu den jeweiligen Charakteren herzustellen. Das Potential einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Problematiken, welche das Thema zu bieten hat, wurden erfolgreich ignoriert. Die Serie löst beim Zuschauer Verwirrung und Unbehagen aus und entlässt den Zuschauer mit einem grossen Fragezeichen nach Sinn und Aussage der Serie.